Unser neuer KI-Report zeigt: Zwischen Chancen und Herausforderungen klafft eine Lücke – so nutzen deutsche Unternehmen Künstliche Intelligenz in der Praxis.
Bremen,
06. November 2024
Pattsituation in deutschen Unternehmen: Das zeigt der aktuelle KI-Report des Engineering- und IT-Dienstleisters SALT AND PEPPER. Während 58 % der Befragten in ihrem Unternehmen bereits auf KI im Arbeitsalltag setzen, verzichten immer noch 42 % komplett auf den Einsatz. Auch bei den weiteren Ergebnissen zeichnet sich ein gespaltenes Bild.
Wie und wofür nutzen deutsche Unternehmen KI tatsächlich? Ist KI mehr Medienhype als gelebte Praxis? Und wie reagieren Mitarbeitende auf die Technologie, die das Potenzial hat, die Arbeitswelt grundlegend zu verändern? Um diese Fragen fundiert zu beantworten, führte SALT AND PEPPER im Sommer 2024 gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut YouGov eine umfassende Befragung durch. Insgesamt 2.019 Büroangestellte, darunter 527 Fach- und Führungskräfte aus der IT-Branche und 599 aus produzierenden Unternehmen, nahmen daran teil. Damit liefert die Studie neben Einblicken in deutsche Büros beim Thema KI auch einen starken Fokus auf IT und produzierende Industrie.
#1 Bedingt KI-bereit
Der SALT AND PEPPER KI-Report belegt eine deutliche Kluft zwischen den hohen Erwartungen an KI und der Realität in deutschen Unternehmen. Obwohl KI als Schlüsseltechnologie gilt, geben 24 % der Befragten an, dass in ihren Unternehmen keine KI-Tools eingesetzt werden und dies auch nicht geplant ist. Weitere 13 % planen den Einsatz erst in den nächsten zwei Jahren. Zwar nutzen 58 % bereits KI im Job, doch 69 % sehen Schwierigkeiten bei der Implementierung in bestehende Prozesse. Besonders problematisch: Der Übergang von Proof of Concepts in den Live-Betrieb scheitert bei 50 %, während die Mehrheit von 61 % Herausforderungen im Arbeitsablauf sehen. Fazit: Unternehmen sind nur bedingt bereit für das KI-Zeitalter.
#2 Mittelstand als KI-Pionier
Der deutsche Mittelstand hat die Nase leicht vorn in der KI-Nutzung. 65 % der Mitarbeitenden in mittelständischen Unternehmen mit 250 – 999 Mitarbeitenden nutzen bereits KI-Tools, was einen Vorsprung von fünf Prozent gegenüber Konzernen mit über 1.000 Mitarbeitenden bedeutet. In der Produktion setzen 32 % der Mittelständler KI zur Automatisierung einfacher Aufgaben ein, im Vergleich zu 28 % in Großunternehmen. Ebenso auffällig sind die Zukunftspläne: 28 % der befragten Führungskräfte aus dem Mittelstand wollen in den kommenden zwölf Monaten bis zu 25 % des Jahresumsatzes in KI-Lösungen investieren. Dies gilt nur für 24 % der Führungskräfte aus Konzernen.
#3 KI-Regulierung: Innovationshemmnis oder notwendiger Schutz?
Die Studie beleuchtet eine kontroverse Debatte: Wie stark sollte KI reguliert werden? Während 52 % der Befragten strenge Vorschriften als Innovationsbremse sehen, befürworten dennoch 76 % eine stärkere Reglementierung.
Besonders interessant: 61 % finden, dass der aktuelle Beschluss zum EU AI-Act förderlich für den Einsatz und Umgang mit KI ist. Auch Datenschutz und Urheberrecht sind in dem Zusammenhang für 71 % zentrale Argumente. Die Ergebnisse zeigen insgesamt ein Bild, das beide Seiten der KI-Regulierung beleuchtet – die Befragten sehen sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen der Regulierung.
#4 Euphorie-Kluft: Führungskräfte optimistischer als Fachkräfte
Eine Diskrepanz in der Wahrnehmung von KI-Potenzialen zwischen Führungskräften und Fachkräften macht der KI-Report deutlich. Während 80 % der Führungskräfte KI als Optimierungstool für Produktionsprozesse sehen, stimmen 71 % der Fachkräfte zu. Auch in anderen Bereichen sind die Führungskräfte positiver gestimmt, z. B. bei der Einschätzung von KI im Kundenservice und Risikomanagement. Besonders auffällig: 22 % der Führungskräfte glauben, ihre Mitarbeitenden benötigen keine KI-Schulungen, während nur 13 % der Fachkräfte dieser Meinung sind. Bei Motivationsmaßnahmen zur KI-Nutzung klafft die Wahrnehmung noch weiter auseinander: 47 % der Führungskräfte berichten von Feedbackgesprächen, aber nur 25 % der Fachkräfte bestätigen dies. Diese Ergebnisse deuten auf einen möglichen “Führungsblindspot” hin.
#5 Junge Talente im KI-Dilemma: Skepsis statt Begeisterung
Entgegen landläufiger Meinung zeigen sich jüngere Arbeitnehmende überraschend kritisch gegenüber KI: Obwohl 18- bis 44-jährige KI häufiger nutzen als ältere Kolleg:innen, sind sie öfter genervt und gestresst von der Technologie. 52 % der jüngeren Altersgruppe fühlen sich von KI überfordert, verglichen mit 40% der Befragten ab 45 Jahren. Sven Scholz, CEO von SALT AND PEPPER, vermutet, dass tiefere Einblicke in KI-Anwendungen zu kritischeren Einschätzungen führen. Denn seiner Erfahrung nach sind ältere Arbeitnehmende oft entspannter im Umgang mit Technologie. Sie beschäftigen sich jedoch weniger mit KI und sehen weniger die Notwendigkeit, sich weiterzuentwickeln, da sie zeitlich näher am Ruhestand sind. Jüngere nutzen KI häufiger und kennen sich besser aus, fühlen sich aber manchmal von der Komplexität überfordert. Sie können jedoch die Potenziale und Risiken präziser einschätzen.
Für Unternehmen bedeutet dies: Maßgeschneiderte Ansätze sind nötig. Jüngere Mitarbeitende benötigen gezielte Weiterbildungen und konkrete Anwendungsfälle, während Berufserfahrene oft erst einmal Basiswissen aufbauen müssen. „Entscheidend ist, alle Altersgruppen für KI zu begeistern. Denn die Technologie wird unsere Arbeitswelt nachhaltig prägen“, so Scholz.
#6 KI als Schlüssel für mehr Effizienz und Boost für die Wirtschaftlichkeit
Künstliche Intelligenz erweist sich als Gamechanger in deutschen Unternehmen: Laut KI-Report sparen 34 % der Befragten durch den Einsatz generativer KI wie ChatGPT bis zu 3,5 Stunden Arbeitszeit pro Woche. 8 % sogar bis zu 7,5 Stunden. Diese Zeitersparnis ermöglicht es, sich auf kreative und komplexe Aufgaben zu konzentrieren. Zudem erwarten 32 % der KI-Nutzenden bis 2025 Kostensenkungen von 11 – 25 % durch die Technologie. Besonders im Kundenservice (70 %), bei Weiterbildungen (67 %) und in der Unternehmenskommunikation (60 %) revolutioniert KI den Befragten zufolge die Arbeitsprozesse und bietet enorme Potenziale, um in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Sven Scholz, CEO des Engineering- und IT-Dienstleisters SALT AND PEPPER, fasst zusammen: „Die Kluft zwischen Euphorie und Lethargie zeigt vor allem eines: KI ist eine Leadership-Aufgabe. Top-Management und Führungskräfte müssen als Role Models vorangehen und konkrete Anwendungsfälle aufzeigen, wie KI die Arbeit erleichtert – sowohl in der Produktion als auch in der Administration. Gleichzeitig müssen sie aber auch gezielt Maßnahmen entwickeln, um das Zukunftsthema KI und dessen Relevanz für das eigene Geschäftsmodell verständlich zu machen sowie die Belegschaft zu befähigen, KI produktiv einzusetzen. Damit wecken sie Interesse sowie Motivation und befähigen die Mitarbeitenden, von KI-Tools zu profitieren.“
Über die Studie
Im Rahmen seines SALT AND PEPPER KI-Reports hat der Engineering- und IT-Dienstleister untersucht, wie es um den aktuellen Einsatz von KI in deutschen Unternehmen bestellt ist. Dabei ging es darum, herauszufinden, ob KI bereits fester Bestandteil der Praxis ist und wie die Beschäftigten in den Unternehmen der neuen Technologie gegenüberstehen. Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH. 2.019 Büroarbeitende, darunter 527 aus der IT-Branche und 599 aus produzierenden Unternehmen, nahmen teil. Unter allen Befragten sind 980 in einer Führungsposition und 1.008 der Befragten Facharbeitende ohne Führungsverantwortung. Die Befragung lief vom 27.05. bis zum 07.06.2024.
Das Whitepaper zur Studie gibt es hier zum Download oder auf unserer Researchseite.